Ein besonderer Höhepunkt war die Veranstaltung „Lebenswelten" am 13. September 2013 im RuDi Kultur und Nachbarschaftszentrum.
Was haben Ernesto Cardenal, das Ehepaar Fink, der Künstler Winfried Wolk und das Kunstarchiv Beeskow gemeinsam?
Ernesto Cardenal, geboren 1926 in Granada/Nicaragua, gehört zu den wichtigsten Dichtern unserer Zeit. Der Priester, Dichter und Revolutionär wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. 1980 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Das berühmteste Werk Ernesto Cardenals, ist „Das Buch von der Liebe. Lateinamerikanische Psalmen". Die Psalmen erheben eindrucksvoll Anklage gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Lüge. Unerbittlich stellen sie Entfremdung und Entmenschlichung der Gesellschaft dar, die zur Zerstörung der Welt führen, darin sind sie heute so treffend wie bei ihrem ersten Erscheinen in den 60er Jahren.
Der Graphiker Winfried Wolk schuf 1983 im Auftrag des Union- Verlags Berlin Illustrationen für die DDR-Erstausgabe der „Psalmen". Die Radierungen werden zur Zeit im Kunstarchiv Beeskow aufbewahrt und wurden dort für die Veranstaltung anlässlich der „Langen Nacht der Bilder Friedrichshain-Kreuzberg" ausgeliehen und im RuDi ausgestellt.
Musikalisch wurde der Abend von Juan Sanchez Mendoza y su Amigo aus Peru gestaltet. In ihren Lieder sangen sie über die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Liebe.
Der bekannte Schauspieler Peter Maus übernahm die literarische Gestaltung des Abends, er trug einige der Psalmen vor:
Psalm 1
Selig der Mensch, der den Parolen der Partei nicht folgt
und an ihren Versammlungen nicht teilnimmt,
der nicht mit Gangstern an einem Tisch sitzt
noch mit Generälen im Kriegsgericht.
Selig der Mensch, der seinen Bruder nicht nachspioniert
und seinen Schulkameraden nicht denunziert.
Selig der Mensch, der nicht liest, was die Börse berichtet,
und nicht zuhört, was der Werbefunk sagt,
der ihren Schlagworten misstraut.
Er wird sein wie ein Baum, gepflanzt an einer Quelle.
Im zweite Teil der Veranstaltung kamen die Theologen Ilsegret und Heinrich Fink zu Wort. Sie berichteten wie sie Ernesto Cardenal kennen lernten und schilderten ihn als engagierten und lebensfrohen Menschen, der sich für eine Welt einsetzt, in der alle Menschen gleichberechtigt miteinander leben. Das Vertrösten der Religionen auf ein Leben nach dem Tod lehnt er ab.
Persönliche Gespräche rundeten die Veranstaltung ab und verliehen ihr einen individuellen Charakter.