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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

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Eine Berliner Weihnachtsgeschichte

Es war einmal eine Königin, die hatte sieben Söhne. Und eines Tages sprach die Königin zu ihren sieben Söhnen: „Liebe Söhne, es wird für mich an der Zeit, mich der Gartenarbeit zu widmen, die Regierungsgeschäfte sind mir zu wieder und langweilen mich über alle Maßen. Da Ihr mir alle gleich lieb seid, wie es sich für eine gute Mutter geziemt und ich nicht den Erstgeborenen den anderen vorziehe, habe ich mir folgendes gedacht. Derjenige, der die Frau betört, die die besten Bouletten braten kann, die soll Bouletten-Königin werden und fortan unser Land verwalten.

Die sieben Söhne schwärmten aus, einer fuhr mit dem Rad, ein anderer fuhr mit der Deutschen Bahn, der Dritte stieg in Schönefeld in ein Flugzeug. Kurz, alle Söhne gaben ihr Bestes.

Noch bevor ein Jahr vergangen war, kehrten die Söhne heim, jeder mit einer schönen Köchin im Arm.

Die Königin war entzückt und veranstaltete einen Wettbewerb, zu dem viele Gäste aus Nord und Ost, aus dem Süden und auch aus dem Westen eingeladen wurden.

Früh am Morgen des 24. Dezembers wurde in der königlichen Küche der riesige Herd angeheizt, Zwiebeln wurden geschnippelt, Weißbrot eingeweicht, Gewürze herangebracht. Sodann wurde gebraten und gewendet und endlich auch gekostet und geschmeckt, dass es eine Lust war.

Ach, alle Bouletten waren deliziös, scharf gewürzt mit Paprika die einen, andere mit Knoblauch oder Muskat.

So unterschiedlich sie im Geschmack waren, so unterschiedlich waren auch ihre Bezeichnungen: Frikadelle, Gehacktes-Klößchen, Köttbullar, Cevapcici, Köfte oder Keftetes nannten die Köchinnen, die aus vielen Ländern Europas gekommen waren, ihre Leckerbissen.

Wer sollte den ersten Preis bekommen? Die Entscheidung war schwer und wurde auf den nächsten Tag verschoben. Die Königsanwärterinnen legten sich erschöpft zur Ruhe.

Nur eine von ihnen, Gabriela konnte nicht einschlafen, sie dachte an den charmanten Prinzen. Es war der, der mit dem Fahrrad losgezogen war. Um ein Haar hätte er sie umgefahren, als sie gerade aus ihrem Wohnhaus trat und zur Arbeit gehen wollte. „Das ist ja der Gipfel der Frechheit" rief sie empört und haute ihm ihre Handtasche vor den Kopf. Dabei funkelten ihre Augen wie Diamanten und sie sah unsagbar schön aus, sodass sich der Prinz vom Fleck weg in sie verknallte. „Guten Morgen, Du Schöne" sagte er zu ihr und rieb sich den Kopf. Das gefiel ihr schon besser und sie ließ die Tasche sinken. „Können Sie Bouletten machen?" fragte der Prinz und fiel gleich mit der Tür ins Haus. Erst dann stellte er sich vor und erklärte seine Situation. „Na, dann mal ran an die Bouletten" sagte Gabriela, setzte sich auf die Fahrradstange und ließ sich zur Arbeit kutschieren. Sie verabredeten sich für den Abend, um alles weitere zu besprechen. Und nun war sie hier im Schloss und wartete auf die Entscheidung. Würde sie Bouletten-Königin werden? Sie wollte sich in die Küche schleichen und kosten, was die anderen Köchinnen gezaubert hatten. Als sie das Küchenlicht anmachte, sah sie ein kleines Flüchtlingskind. Es stopfte sich gerade eine Köfte in den Mund. Vor Angst zitterte das Kind und wollte aus dem Fenster klettern, vor Wut zitterte Gabriela und versperrte den Fluchtweg. Oje, das arme kleine Flüchtlingskind schlüpfte unter den Küchentisch und blieb dort hocken. Was sollte Gabriela tun?

Sie starte in die angsterfüllten Augen des Kindes und wusste plötzlich ganz genau, was zu tun war. Aus dem Kühlschrank holte sie Eis, dann sang sie schöne Lieder und winkte dem kleinen Gast freundlich zu. Gemeinsam feierten sie das Weihnachtsfest.

Am nächsten Tag packte Gabriela ihre Sachen. Sie wollte nicht Bouletten-Königin werden, nicht in einem Land, in dem sich Flüchtlinge verstecken müssen und nicht willkommen sind.

Gabriela zog ihr schönstes Kleid an, trat auf den großen Schlossplatz und sang so laut sie konnte „Halleluja"

Dann geschah das Wunder.

Schneeflocken fielen vom Himmel und verwandelten sich in mit veganem Eiersalat belegte Brötchen für alle, die Hunger hatten.

Krim