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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

Der März ist der Monat des Frauentages

Heute am 5.März war im RuDi eine ganz besondere Frau zu Gast:
Elfriede Brüning, Schriftstellerin, Kommunistin und wohl eine der wenigen lebenden Augenzeugen der Bücherverbrennung 1933.

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Das Buch „Nun, ich lebe noch" hatte heute seine Buchpremiere, am 1. März ist es im Eulenspiegel, Verlagsgruppe Neues Leben, erschienen. Es erzählt über Erlebnisse von Kommunistinnen, die in den stalinistischen Lagern eingesperrt waren.

Elfriede Brüning arbeitete in den allerletzten Jahren der DDR an diesen Gesprächsprotokollen, 1990 ist das Buch im Mitteldeutschen Verlag, Halle(Saale) in einer Auflagenhöhe von 15 Tausend Exemplaren erschienen. Aber niemand interessierte sich dafür, DDR-Literatur ließ sich nicht mehr verkaufen und verschwand aus den Regalen der Buchhandlungen. Der Mitteldeutsche Verlag wurde verkauft, der neue Besitzer ließ das Buch von Elfriede Brüning einstampfen, die Lagerkosten waren zu hoch. Elfriede Brüning fühlte sich an die Bücherverbrennung erinnert.

Nun, nach über 20 Jahren, gelangen die Erlebnisberichte der Frauen doch noch in die Öffentlichkeit. Anni Sauer war eine der Frauen. Sie gehörte zu den wenigen, die den menschenunwürdigen Transport, das grauenvolle Lagerleben in Sibirien und nach Stalins Tod die schreckensreiche Verbannung in der kasachischen Steppe überlebt haben. Als sie nach fast 20 Jahren wieder nach Deutschland kam, durfte sie, wie alle anderen Frauen, nicht über das erfahrene Unrecht reden. Diese Barbarei unter Stalin passte nicht zur Losung „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen".

Erst viel später, als sich mit M. Gorbatschow eine neue Zeitrechnung anbahnte und man in der Sowjetunion begann, die Stalin- Ära aufzuarbeiten, konnte Anni Sauer endlich erzählen.

Elfriede Brüning hat ihren Zuhörerinnen und Zuhörern beim heutigen „Frauenfrühstück" mit viel Anteilnahme die Lebensgeschichte der Tanzpädagogin Anni Sauer nahegebracht und auch über ihr eigenes Leben erzählt.

»Ich habe vier Staatsformen durchlebt«, sagt sie. »Das Wilhelminische Kaiserreich, die Weimarer Republik, den Faschismus und den versuchten Sozialismus in der DDR. Und nun bin ich wieder im Kapitalismus gelandet«. Elfriede Brüning hadert mit dieser Gesellschaft, die an Ungerechtigkeit und neuen Kriegen krankt. Sie hat eine freie, gerechte sozialistische Gesellschaft schon in ihrer frühen Jugend herbeigesehnt und sich, als es soweit war, eine solche aufzubauen, eingebracht und engagiert. Hat sie nie gezweifelt? Doch, mitunter schon.(ND, vom 8.11.2010 zum 100. Geburtstag).

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Vielen Dank, Frau Brüning, für diesen Vormittag, der allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Krim