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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

Lichtkunst in der Hauptstadt

Das Telefon klingelt und am anderen Ende die wohlbekannte Stimme einer Freundin ...

... „Ich schaue hier gerade aus meinem abendlichen Fenster und sehe sehr viel bunteres Licht als sonst. Da wird das Konzerthaus ganz wunderbar mit einem bizarren Bild überdeckt, erkennen kann ich leider nicht, was es darstellen soll. Der Deutsche Dom und der Französische Dom werden ebenfalls mit buntem Licht angestrahlt. Alles sieht so verändert aus. Da haben sich die Licht-Art-Künstler wieder von ihrer kreativsten Seite gezeigt. Ich möchte Dich einladen, mit mir am Samstag mal alles genauer anzusehen, falls Du Lust und Zeit hast" ...

Natürlich hatte ich und freute mich darauf, endlich mal die 14-tägige Attraktion der Stadt näher zu betrachten und mitzuerleben.

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Auf dem Weg zur Verabredung quollen unzählige Menschenmassen und Autos an mir vorbei. Um mein Ziel bequemer zu erreichen, wählte ich die U-Bahn und die war prompt auch brechend voll. Nur zum Berufsverkehr und wenn die Berliner Fußballmannschaften spielen, sind die Verkehrsmittel voller! – dachte ich und quetschte mich zwischen die dicht gedrängt stehenden Fahrgäste. Am Fahrziel angekommen, strudelte ich mit vielen Schaulustigen die Treppenstufen der U-Bahnstation Stadtmitte empor. Nach quälenden acht Minuten Fahrt in überheizter U-Bahn konnte ich endlich wieder tief durchatmen und genoss die laue Herbstluft am Samstagabend. Tagsüber war es ungewöhnlich warm für einen Oktobertag. Die Sonne zeigte sich von ihrer starken Seite und kitzelte aus dem Laub der Bäume wunderbare Rottöne hervor. Sogar im Licht der Illuminationen war ein ungewöhnliches Farbspiel erkennbar. „Ah" und „oh" und „wundervoll" hörte man es tönen. Vor lauter Menschen und Bussen sah ich nicht viel. Die Natur hat mir nur eine Körpergröße von 1,68 m zugedacht. Ich bahnte mir mutig den Weg zu meinem Verabredungsort und klingelte erschöpft bei meiner Freundin. Nach kurzer Begrüßung konnte ich nur noch sagen – „Mann, bin ich geschafft"!
„Nur keine Müdigkeit aufkommen lassen"! meinte die Freundin und schon jagten wir zu ihrem „Geheimtipp".
Da war's genauso voll wie überall, jedoch reizte es mich, die dargebotene Lichtperformance zu betrachten. Das Hotel „DE ROME" wurde mit einem modernen Märchen illuminiert. Ich erkannte Dornröschen und recht wundersame Gestalten über die dunkle Fassade huschen. Begeistert klatschten einige der dicht gedrängten Zuschauer Beifall.

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Vielleicht standen ja die „Künstler des Lichts" unter den Betrachtern.
Nach kurzem Verweilen auf zur nächsten Attraktion! Wir strudelten mit dem Strom in Richtung Brandenburger Tor. Nach dieser fast „sportlichen Aktion", an zahlreichen Bauzäunen und -gerätschaften unter den Linden entlang schlängelnd, erreichten wir das Hotel „Adlon" und das Brandenburger Tor. Nur mühsam gelang es uns, einen fototechnisch geeigneten Standort zu finden. Dicht gedrängt starrten die versammelten Menschen auf die einfallsreichen Lichtelemente, die an die Fassade des Brandenburger Tors projiziert wurden. Das übertraf nun doch alles bisher Gesehene. Vor einigen Jahren war ich zum jährlich wiederkehrenden Festival „Lumiere" in Lyon und konnte mich vor Staunen nicht fassen. Aber das „Festival of Lights" in Berlin überbietet das bereits von mir Erlebte um einiges.

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Das Brandenburger Tor haben wir dann in Richtung Potsdamer Platz verlassen und wurden an der „Amerikanischen Botschaft" von einem wunderbaren Standbild, das an die Fassade zur Wilhelmstraße hin projiziert war, überrascht.

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Wir gönnten uns einen Blick in Richtung Potsdamer Platz. Er genügte uns, wir waren dann doch nicht mehr so wanderfreudig, um auch dort die Lichterkunst weiter auf uns wirken zu lassen. So nahmen wir die letzte Kraft zusammen und traten gemütlich den Heimweg an.

Ob sich im nächsten Jahr Berlin dieses „Festival of Lights" noch leisten kann, bleibt fraglich. Die Welle der Strompreiserhöhung rollt auf uns zu. Berlin wäre um eine gelungene Attraktion ärmer!

Gundula Schmalfuß