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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

Ausgegrenzt und weggeworfen

Sie sind fleißig, hilfsbereit und vertrauenswürdig. Hinter ihnen liegt ein mehr oder weniger bewegtes arbeitsreiches Leben. Sie sind körperlich oder psychisch beeinträchtigt, meist 50 Jahre alt und älter, haben Kinder groß- gezogen und der Gesellschaft ihr Bestes gegeben. Jetzt fühlen sie sich ausgegrenzt und weggeworfen.

Für die Altersrente sind sie noch zu jung, für den 1. Arbeitsmarkt zu alt und zu krank.

Dafür sind sie aber jederzeit bereit, der Kommune ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen:
• bei der Seniorenbetreuung, um zum Beispiel RentnerInnen zum und vom Arzt zu geleiten, Einkäufe für sie zu erledigen, sie bei Spaziergängen zu begleiten,
• im Nachbarschaftshaus Räume einzuräumen, einzudecken und Veranstaltungen mit vorzubereiten,
• unsere Jüngsten aus den benachbarten Kindertagesstätten beim Kasperletheater oder beim Gesellschaftsspiel zu begleiten,
• handwerkliche Kleinstreparaturen auszuführen, Medien- und werbetechnisch aktiv zu werden, Programmhefte und Plakate zu entwerfen.

Es sind zumeist ehemalige Ein-Eurojobber, denen das Jobcenter aufgrund einer Positivliste der IHK eine weitere Transfermaßnahme verweigert, die trotzdem in ihrer Freizeit im Nachbarschaftshaus nach dem Rechten sehen und auf eine neue Beschäftigung hoffen, um zu ihrem Hartz IV noch etwas hinzuzuverdienen.

Die Kommune hat kein Geld. Beratungsstellen und Kultureinrichtungen müssen schließen, weil für sie keine finanziellen Mittel mehr vorhanden sind.

Bei den Ein-Eurojobs gilt die Zusätzlichkeit. Voraussetzung dabei ist, dass keine Jobs auf dem 1. Arbeitsmarkt dadurch verloren gehen. Allzu oft wurden die Ein-Eurojobs bereits dazu missbraucht, z. B. Reinigungs- oder Umzugsarbeiten auszuführen, was zu heftigen Kritiken und Protesten bei den Arbeitgebern in der Öffentlichkeit geführt hat.

Dabei sollte es doch im Interesse aller Beteiligten sein, wenn Langzeitarbeitslose wieder an den 1. Arbeitsmarkt herangeführt werden, indem zum Beispiel ein gelernter Tischler auf seinem Fachgebiet tätig wird, um hier für seinen zukünftigen Job zu trainieren.

Das ist in den kleinen Handwerksbetrieben des Mittelstandes heute kaum mehr möglich, wo doch händeringend jede Hand sofort dringend gebraucht wird.

Ratlos herumsitzende Ein-Eurojobber kosten dem Staat viel Geld, was bekanntlich immer dann gut angelegt ist, wenn dem Langzeitarbeitslosen nicht nur ein geregelter Tagesablauf beigebracht, sondern er auch wieder befähigt wird, selbständig in seinem oder einem neuerlernten Beruf zu arbeiten und zu denken.

Den Betroffenen hilft das Herumsitzen kaum: Sie warten daheim darauf, dass von der Kommune oder vom Jobcenter endlich eine Nachricht kommt, dass ihre Arbeitskraft entsprechend ihren Möglichkeiten wieder gebraucht wird.

Detlef Zöllner