Diesen Tag möchte ich zum Anlass nehmen, um über die Erfolge oder Niederlagen in der Frauenbewegung nachzudenken. |
Seit jeher standen Frauen unter dem Druck, kämpferisch für ihre persönliche Entfaltungsmöglichkeit einzustehen. In den frühen Jahren der Frauenbewegung lösten sich die Frauen von den Beschränkungen als „Heimchen am Herd" oder „Gebärmaschine". Mit der Durchsetzung des Wahlrechtes für Frauen – es wurde jedoch nur durch die Unterstützung von Männern möglich – konnten Frauen endlich den „aufrechten Gang" praktizieren.
In allen Gesellschaftsschichten wehte plötzlich ein frischer Wind, und mutig setzten sich Frauen für Frauen ein. Die aktivsten Frauen drängten zu Vereinsbildungen oder organisierten sich in fortschrittlichen Parteien, um auf diese Weise kollektiv gegen die soziale Ungerechtigkeit und Unterdrückung vorzugehen. Die zunehmende Industrialisierung der vergangenen Jahrhunderte forderte immer höhere wissenschaftliche Potenziale heraus. Auch hier gaben Frauen sehr bald den Ton an. Trotzdem dauerte es noch lange, bis Frauen ohne Zustimmung ihres Mannes eine eigenständige berufliche Tätigkeit ausüben konnten und ein vom Mann getrenntes Konto führen durften. Und im Jahr 2012 gibt es, oh Wunder, sogar eine Kanzlerin ...
In einem Land namens DDR gab es seit seiner Gründung sehr fortschrittliche Entwicklungsformen für Frauen, die den privaten und den gesellschaftlichen Lebensbereich betrafen. Die ehemaligen „Ostfrauen" müssen sich an Forderungen nach mehr Eigenständigkeit und Selbstbestimmung nicht erinnern. Der Aufbau des Landes nach 1945 machte ein Umdenken in allen Strukturen des Lebens schon frühzeitig erforderlich. Bereits das Beseitigen von Kriegshinterlassenschaften lag in Frauenhand. Die „Trümmerfrauen" ebneten den Weg zum Fortschritt.
So geschah es, dass beim Aufbau der damaligen „Stalin Allee" aus „Not am Mann" die erste Frau in Berlin einen Kran bestieg und ihn betätigte. Wir sind im „RuDi" Kultur- und Nachbarschaftszentrum glücklich darüber, dass Frau Johanna Hoffmann unter unseren ständigen Gästen weilt. Vor zwei Jahren feierte sie mit uns ihren 80. Geburtstag.
Und jedes Jahr findet am 8. März in unserem „RuDi" eine würdige Feier für die Frauen aus unserem Kiez statt. Damit demonstrieren wir auch unsere Verbundenheit mit all denjenigen, die es noch nicht geschafft haben, sich von überholten Strukturen zu lösen. Wir gedenken der Frauen in den Kriegsgebieten, sowie der in von Naturkatastrophen betroffenen Regionen und derjenigen, die immer noch für Unabhängigkeit und um Selbständigkeit kämpfen müssen.
Wir wollen die Augen auch davor nicht verschließen, dass es eine zunehmende Anzahl Frauen gibt, die Obdachlos auf den Straßen Berlins leben. Eine Effektstudie „FrauenbeWegt" und „FrauenbeDacht" von B. Köppen, M. Krägeloh u. E-M.Heise bestätigt dieses. 2011 nutzten 225 Frauen eine Notübernachtung. Erschreckend ist jedoch die Tatsache, dass 330 Anfragen vergeblich waren und aufgrund fehlender Plätze abgewiesen wurden.
Auch wenn das „RuDi"-Team derzeitig nur durch „Ehrenamtliche" funktional gehalten werden kann, sind alle freiwilligen Kräfte und der „RuDi"-Leiter wieder darum bemüht, den 8. März zu einem besonderen Tag werden zu lassen. Das Wetter verspricht freundlich zu werden, und da bietet sich ein guter Anlass für die Frauen, die Frühjahrsgarderobe auszuführen.