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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

Das Jahr 1994

ELOriginal Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule Berlin-Friedrichshain N. 6/94

Landschaften schwarz-weiß

Noch bis zum 20. Januar läuft in der RuDi-Ladengalerie die Fotoausstellung Landschaften schwarz-weiß. Der Fotograf Werner Anton verzichtet auf Farbe, weil ihm bei Landschaftsmotiven schwarz-weiß als gestalterisches Element wichtig ist. Er verwendete nur einfache Kameras und Objektive, wie die Practika zum Beispiel. Öffnungszeiten montags bis Freitag ab 10 Uhr.

Wer fotografiert gern?

Ihr wollt mehr als nur ein Bildchen knipsen. Dann seid ihr bei uns richtig. Am Donnerstag, 12. Januar, treffen sich um 16 Uhr im RuDi - der Stralauer Kiezladen alle, die Lust auf`s Fotografieren und Videofilmen haben. Mal sehen, was draus wird. Wenn wir mehr als drei werden, fangen wir an.


ELOriginal Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule Berlin-Friedrichshain N. 5/94

Mit Pauken und Trompeten gegen Autolärm und -gase

Mit Pauken und Trompeten demonstrierten Hunderte Schüler und Eltern am Montag, dem 28. November gegen das Verkehrschaos im Stralauer Kietz. Eskortiert von zwei Polizeiwagen zogen sie von der 15. Grundschule zum Rudolfplatz. Auf einem Plakat stand: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.
Nun droht das völlig Chaos. Der Senat plan wegen der Rekonstruktion der Warschauer Brücke den Fahrzeugverkehr über die Modersohnbrücke - also mitten durch unser Wohngebiet - umzuleiten. Unser Kiez ist schon durch das Verkehrsaufkommen hoffnungslos überlastet. An drei Schulen und drei Kitas quält sich schon jetzt die endlose Blechschlange vorbei. In der 15. Grundschule können die Fenster zur Straßenseite schon lange nicht mehr tagsüber geöffnet werden. Dicke Luft also auch im Klassenzimmer.
Kann unser Kiez jemals wieder ruhig ohne Autolärm und Abgabe werden? Antwort auf diese Frage gab es beim RuDi-Lokaltermin in der 15. Grundschule, wo rund 100 Bürger die Vertreter vom Senat, dem Bezirksamt und ein paar Abgeordnete heftig befragten. Es ging hoch her. Mehr Straßen, um den Stau zu verhindern? Tempo 30 - warum hält sich kaum jemand daran? Viele Versprechungen vom Senat - aber wird auch wirklich etwas getan? Wir wollen keine Versprechungen, wir wollen taten sehen! Das war die Meinung aller Leute. Wenn Kinder zur Schule gehen und dabei eine Straße überqueren müssen, wo keine Ampel steht, dann stehen sie mindestens 10 Minuten, bis ein Autofahrer mal anhält. Im ehemaligen Ostberlin mangelt es an allen Ecken und Enden an Ampeln! Am 9.11.1994 wurde die Oberbaumbrücke wiedereröffnet, aber was hat uns das gebracht? Nur noch mehr Stau! Der Senat schlägt vor, mehr Ampeln aufzustellen, um wenigstens die Kinder und Älteren besser zu schützen. Aber tut er auch das? Im Ostteil der Stadt gibt es 1/3 mehr Autos als vor 1989! Wenn die Autos noch mehr Abgase produzieren, dann werden wir irgendwann mal ersticken. Ein Mann aus Hamburg, der bei uns im Kiez wohnt, sagte, dass er wieder wegzieht: ER HÄLT DEN GESTANK UND LÄRM NICHT MEHR AUS!
Soll der Kiez aussterben? - Was unternimmt der Senat? Probleme über Probleme! Wer kann diese noch lösen? Ein Gutes hatte der Abend doch: Alle haben miteinander geredet und nicht geschrieen. Und die Direktoren der Schulen, der Kitas sowie Elternvertreter setzen sich mit dem Bezirksamt und dem Senat zusammen, um Lösungen für die schlimmsten Probleme zu finden.

Franziska Starke


ELOriginal Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule Berlin-Friedrichshain N. 5/94

Ihr liefert den Stoff, wir machen die Zeitung

Kurz vor Jahresschluss werden überall Bilanzen aufgemacht. Wir haben uns auch gefragt, was wir zustande gebacht haben: Unterm Strich mit Ach und Krach fünf Ausgaben. Jedenfalls immer noch besser als gar keine, wie in den meisten Realschulen. Immerhin, unsere Zeitung wird gelesen. Selbst von Eltern. Herrn Witt ließ sie gar keine Ruhe mehr. Er wollte von Euch wissen, was Ihr über unser Blatt denkt. Es war eine Sisyphusarbeit, bringen nicht mal hochbezahlte Meinungsforscher zustande. Immerhin, 156 von Euch haben auf seine Fragen geantwortet. Herausgekommen ist ein Arbeitsprogramm für unsere neu gemischte Redaktion (siehe Das sind wir: die Redaktion, S.)

Wir wissen nun viel genauer, was Ihr wollt. Ihr wollt vor allem jede Menge aktuelle Informationen sowie interessante Berichte rund um unsere Schule. Ihr wünscht Euch auch mehr News und Stories aus dem Kiez, Tips und Tricks zur Freizeitgestaltung, zu Hobbies, zu Partnerschaft und Liebe - eben alles, was uns beschäftigt. Erste Reaktion auf Eure Vorschläge: Ab sofort erscheinen wir im handlichen A5-Format zum Originalpreis von 50 Pfennigen. Damit könnt Ihr uns glatt in die Tasche stecken. RuDi - der Stralauer Kiezladen hilft uns übrigens beim Machen der Zeitung. Zweitens haben wir uns einen neuen Zeitungskopf und Zeitungsnamen gegeben "ELOriginal". Wir finden ihn pfiffiger und moderner als den alten "The Original". Für die, die es nicht merken - ELO steht für Emanuel Lasker Oberschule. Sagt Ihr uns, was Ihr von dem neuen Titel haltet, schlagt einen besseren vor: Kurz und knackig sollte er sein, eben wie unsere Zeitung wird. Eure Vorschläge steckt in die ORIGINAL-BOX (Ausgang Schulhof) oder gebt sie einem Redakteur. Drittens haben wir die ELO-cat bei uns aufgenommen. Sie ist scharf auf Mäuse und alles, was in der Schule so läuft. Sie taucht in jeder Ausgabe auf. Und noch eine Bitte. Alles, was Euch auffällt, ärgert, freut, stinkt - kurz ein Thema für die Zeitung ist - lasst es uns wissen. Wir brauchen jede Menge Berichte, Reportagen, Beschreibungen, Sataire, Geschichten, Gedichte, Fotos, comic`s und artoon`s - alles, was Ihr in Eurer Zeitung sehen wollt. Wer fündig wird, teilt uns seine Entdeckungen mit oder spielt uns seine Gesammelten Werke zu. Okay? Many thanks, sagt Euch

Die ELO-Redaktion


ELOriginal Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule Berlin-Friedrichshain N. 5/94

Zur Sache, Herr Direktor

Bei uns sitzt Ihr bequem

Wie alle Jahre wieder in der Adventszeit, erlebe ich auch in diesem Schuljahr nicht die typischen vorweihnachtlich-freudigen Schülergesichter, sondern sehe ich vielmehr den stressverzerrten und mittelschwergequälten Schülertyp in den ehrwürdigen Gängen der Emanuel-Lasker-Oberschule schlendern. Aber ich glaube, dass dieser Zustand zu dieser Jahreszeit ganz normal ist, ist doch gerade der neue Lehrkörper dieser Anstalt jetzt darauf bedacht, vermitteltes Wissen in allen nur denkbaren Formen zu kontrollieren und abzufragen. Und für diese arbeitsintensive Zeit, macht Ihr als Schülerschaft wiederum einen doch bemerkenswert positiven Eindruck.
Als Schule unternehmen wir in Zusammenarbeit mit starken Partnern große Anstrengungen, um Euch den Aufenthalt an dieser höheren Lehranstalt so angenehm wie möglich zu gestalten. So haben wir in den Sommerferien den Freizeitwert der Flure erhöht, indem wir die Anzahl von "lauschigen" Sitzplätzen quasi verdoppelt haben.
Übrigens werden diese Bänke von Euch gut angenommen und vor allen Dingen gepflegt und geschont. Meine Bewunderung.
Demnächst werden auf dem Schulhof das "OPEN-AIR-SCHACHBRETT", neue Tischtennis-Garnituren und zwei Streetballanlagen fertig, die Euch dann für entspannungs- und stressabbauende Übungen zur Verfügung stehen.
Der Höhepunkt wird aber die Geburtsstunde unseres Schulclub's sein, der in Zusammenarbeit mit "Rudi - der Stralauer Kiezladen" entsteht und hoffentlich den außerunterrichtlichen Interessennerv unserer Schülerschaft treffen wird. Damit werden für den Stadtbezirk einmalige Möglichkeiten geschaffen, die Ihr als Schüler mit Leben ausfüllen müsst, in die Ihr Euch einbringen solltet. Als Schulleiter habe ich aber auch irgendwo die Aufgabe, den Zeigefinger zu heben und zu sagen, dass bei allen weitgefächerten Freizeitmöglichkeiten und der bestehenden Interessenvielfalt schulische Belange eine dominierende rolle spielen müssen. Und ich rufe Euch auf, diese sich perspektivisch verbessernden recht guten Bedingungen an der Schule zu nutzen, um mit großen Elan und grenzenloser Motivation die anstehenden schulischen Herausforderungen anzupacken und zu meistern.
In diesem Vorhaben wird Euch das Kollegium dieser Schule permanent hilfreich zur Seite stehen und Unterstützung leisten.
Genau in diesem Sinne wünsche ich Euch für die Vorweihnachtszeit viel Freude, positive Überraschungen und immer einen kleinen Grund zum Lächeln.

Thomas Herold


ELOriginal Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule Berlin-Friedrichshain N. 5/94

Kein Gerücht – wir bekommen einen Schülerklub

Leute, es geschehen noch Wunder. Da gab es vor Zeiten an unserer Schule einen FDJ-Schülerklub. Mit der Wende ging das Licht aus. Der Klubkeller vermüllte. Und so wäre wohl bald Gras über in gewachsen, wenn nicht RuDi aufgetaucht wäre - RuDi - der Stralauer Kiezladen. RuDi konzipierte und beantragte die Gelder zum Aufbau eines Schülerklubs an der ELO. Das Unglaubliche geschah. Die Stiftung "Jugend mit Zukunft" bewilligte uns aus Senatsmitteln 125 000 Emmchen! Wauw! Eine echte Weihnachtsüberraschung. Anja Frotscher (20 J.) aus dem Friedrichshanin managt den noch namenlosen Klub. Wir sprachen mit ihr.

Red.: Wie sieht`s denn jetzt da unten aus? Anja: Es sieht nach Arbeit aus, es gibt genug zu tun. Im großen Raum, da müssen neue Fenster rein, eine neue Tür, die Rohre und Wände müssen verkleidet werden, Renovierungsarbeiten müssen noch gemacht werden, die Gestaltung der Räume ist noch zu machen, im kleinen Raum werden noch Toiletten installiert, eine Lüftung soll eingebaut werden, im Vorraum muss die Theke gebaut werden, ...

Red.: Und wer macht das alles? Wer bezahlt das? Anja: Prinzipiell soll nix ohne Euch gemacht werden. Also: Meine Vorstellungen hab ich aufgeschrieben, die Schülervertretung wird dann sagen, was raus soll, was neu dazu kommen soll. Dann werden für den Bau der Toiletten, für die Wandverkleidung, die Fenster und für die Elektroinstandsetzung Bauleute kommen. Für den Rest, also Renovierung, Thekenbau, Ausgestaltung, denke ich, brauchen wir keine Firmen. Das können wir gut und gerne zusammen machen, da haben auch alle, die mitmachen, Einfluss auf das künftige Aussehen des Clubs. Bezahlen tut das eine Stiftung, die schon einige Projekte dieser Art in der Stadt finanziert hat. Letztendlich kommen die Gelder dann vom Senat.

Red.: Was soll denn so passieren im Club? Anja: In erster Linie bestimmt Ihr das. Ich mache nur Vorschläge, z.B.: natürlich Disco, da wird wohl kaum jemand was dagegen haben. ...

Red.: nöh. Anja: ... dann kann (und sollte) handwerklich ganz viel direkt für den Club gemacht werden, für Umweltfragen steht ein kleiner Raum (wenn alles klappt mit Labor) zur Verfügung. Die Theke hat ständig offen, genauso wie die Sesselecke und die Schmökertreppe immer auf sein wird, eine Band kann hier auch ihre Proben machen, soll natürlich auch irgendwann mal einen Gig machen, Diskussionen, Beratung und ähnliche Sachen sollen nach Euren Problemen oder Interessenlagen stattfinden, Sport wird nicht ausgeklammert - Billard, Schach und Tischtennis sind angedacht. Eine Graffitiwand, die alle 1-2 Monate neu gestaltet wird (die alte wird dann aufgehoben), ist auch da. Ein Meckerbriefkasten und eine Tauschwand (eine Börse für second hand) finden ihren Platz. Theater und Tanz bleiben ebenfalls nicht außen vor. Aber letztlich entscheidet Ihr, d.h. erst mal Eure Schülervertretung, später habt Ihr ja den Meckerbriefkasten. Abgesehen davon bin ich ja ständig greifbar, im Moment noch im Kiezladen RUDI, später natürlich im Schülerclub.

Red.: Hört sich ja alles ganz gut an, aber wann soll`s denn nun losgehen? Anja: Wir haben uns als Ziel gesetzt, dass spätestens ab den Winterferien der Club nutzbar ist. Es kann aber auch sein, dass eventuell vorher ein Raum fertig wird, den wir schon nutzen können. Viel hängt von dem ab, was die Firmen in der kurzen Zeit schaffen. Und natürlich davon, wie viele von Euch mitmachen wollen.

Red.: Und wenn welche mitmachen wollen, bei wem sollen sie sich "melden"? Anja: Am besten natürlich beim Clubrat. Es gibt dann sicher einen Aushang, wo steht, wer da alles drin ist. Oder Ihr meldet Euch bei Nancy Steinkopf aus der 10b. Oder auch bei mir. Wir brauchen Leute, die renovieren, malern, ausgestalten, die noch Ideen haben und die übrigens noch einen Namen finden für den Klub.

Red.: Dann hoffen wir mal, dass alles klappt. Mach's gut! Anja: Tschüß


ELOriginal Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule Berlin-Friedrichshain N. 5/94

Who`s that girl?

Ich bin Anja. Und über mich gibt`s eigentlich gar nicht so viel zu berichten (ich selbst kann allerdings `ne Menge erzählen), denn ich hab' so einen ganz typischen Lebenslauf für die Zeit bis `89. Kinderkrippe, Kindergarten, Jungpionier, Thälmannpionier, FDJodler ... Ich war sogar mal Gruppenratsvorsitzende, über meine Betragensnote in dem Jahr schweig' ich lieber, ich hab' mich wohl zu sehr mit dem Lehrerkollegium angelegt. Trotzdem war mein eigentlicher Berufswunsch immer Musiklehrerin. Nach `89 musste ich plötzlich Abitur dafür machen, und aus der Lehrerin wurde nix, aus der Musik schon etwas mehr. 1992, 1993 und 1994 fuhr ich im Sommer immer mit `ner Riesenschar an Kindern und Nicht-mehr-Kindern ins Ferienlager, und das hat wahnsinnigen Spaß gemacht, ehrlich. Ich `hab zwischendurch ein Projekt mit durchgeführt, das sich mit Jugend und Gewalt beschäftigte. Leider war das nur ein ABM- (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) Projekt, das nach einem Jahr nicht verlängert wurde. Kommentar des Arbeitgebers: "Beginne mit dem Studium!". Dazu konnte ich mich jedoch noch nicht durchringen, vielleicht fehlt mir einfach der Mut für soviel Theorie in der Jugendarbeit. Nun bin ich hier, und jetzt schon macht mir das Ganze Spaß, und ich behaupte, wenn viele mitmachen, dann wird`s DER Schülerclub schlechthin in Friedrichshain. Ansonsten sollte ich vielleicht vorsichtshalber noch hinzufügen, dass ich mitunter recht verrückt bin.
Das war's zu mir, wir sehen uns sicher bald im Keller! Anja


The Original Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule Berlin-Friedrichshain N. 4/94

Label

Jacqueline, Fr. Langer und Katrin vom Kietzclub entwerfen mit Schülern ein Symbol für unsere Schule, wo unser Schulname Emanuel-Lasker immer wieder auftauchte. Wir haben uns alle Symbole angesehen und ein paar sehr gute darunter entdeckt.

Carlos, Schüler der 10d, fragten wir, ob es ihm Spaß macht. Carlos: "Na klar, ick find`s wunderbar! Mein Freund Marc, och in der 10d, findet dit auch jut!"

Wir fragten auch Jacqueline vom Kiezclub. Macht Euch die Arbeit Spaß? Jacqueline: "Natürlich, ist mal was neues."

Wofür sind die Entwürfe? Jacqueline: "Das alles soll als Werbung für die Schule auf T-Shirts gedruckt werden."

Was bedeutet LABEL? Fr. Langer: "Es ist englisch und bedeutet so viel wie Markenzeichen."

Wir haben erfahren, dass die Label auf die Sportkleidung soll. Darauf stehen dann entweder die Eigenschaften von Emanuel-Lasker oder die sportlichen Tätigkeiten an unserer Schule.
(J.H. und F.W. 8a)


Friedrichshainer Lokalnachrichten – Dezember 1994

Kommen Kids unter die Räder?

Verkehrsprobleme im Stralauer Kiez zwischen Markgrafendamm und Warschauer Straße war Thema des RUDI-Lokaltermins. "Achtung Stau!!" am 28.11.94 im RUDI - der Stralauer Kiezladen, Am Rudolfplatz 5, im Stadtbezirk Friedrichshain. Seit Monaten erstickt der Kiez im Dauerstau. Mehrmals täglich sind über 1 000 Schüler an der Kreuzung Modersohn-/Corinthstraße extrem gefährdet. Wie weiter? Mit den Bürgern diskutierten Vertreter der Senatsverwaltungen Verkehr und Betriebe sowie Bau- und Wohnungswesen, des Abgeordnetenhauses von Berlin und der BVV Friedrichshain, des Tiefbauamtes und lokaler Initiativen. "Achtung Stau!!" war Auftakt der Veranstaltungsreihe RUDI-Lokaltermin, bei dem die Bürger vor Ort heiße Eisen mit Kommunalpolitikern anfassen.


Friedrichshainer Lokalnachrichten - Dezember 1994

Es staut sich!

Unter diesem Motto hatte der "RuDi-Kiezladen für den 28. November zu einem Lokaltermin über Verkehrsprobleme im Kiez eingeladen. Und viele kamen. So etwas hatte Stralau lange nicht mehr gesehen: Eine Demo von Kindern und Eltern, unterstützt von den Schulen und Kitas im Wohngebiet, angeführt vom Fanfarenzug, die Kleinen mit Lampions. Es war eine so große Interessentengemeinde, dass vom Kiezladen kurzfristig in den Speiseraum der 15. Grundschule gewechselt werden musste.
"RuDi" hatte ein Thema aufgegriffen, welches vielen Stralauern auf den Nägeln brennt. Der Diskussion stellten sich Vertreter der zuständigen Senatsverwaltung, des Bezirkstiefbauamtes, der Polizei, Frau Müller, verkehrspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus und Herr Janke, Bezirksverordneter der PDS in Friedrichshain. Abgeordnete anderer Parteien hatten den Weg nach Stralau anscheinend nicht gefunden.
Mehrheitlich waren sich die Anwesenden wohl darüber einig, die Verkehrsmisere nicht vordergründig als technisches oder verwaltungsrechtliches Problem zu verstehen, sondern den Zusammenhang mit der verfehlten Verkehrspolitik des Berliner Senats zu sehen. Nicht die Autofahrer sind die Schuldigen - wenn auch die Disziplinlosigkeit mancher "Ritter des Volants" scharf angeprangert wurde - sondern eine Stadtregierung, die getreu dem Gigantismus der Bundesregierung das durchaus vorhandene Geld für sinnlose Verkehrsprojekte, z. B. den Tiergartentunnel verpulvert. Die Mittel für den öffentlichen Personennahverkehr werden so beschnitten, dass horrende Tariferhöhungen bei BVG und S-Bahn immer noch mehr Menschen ins eigene Auto umsteigen lassen, weil das billiger ist. Die Folge: Das Verkehrschaos wird zur Dauererscheinung. Da ist die Forderung nach sicheren Schulwegen für 1 1100 Kinder, wie sie der Direktor der 15. Grundschule und die Leiterin der Kita in der Laskerstraße erhoben, schon mehr als berechtigt. Und es gab viele solcher Forderungen, meist mit konkreten Lösungsvorschlägen verbunden. Die Ampel in der Rochowstraße, der Fußgängerüberweg in der Persiusstraße, Verkehrsverstöße in der Rudolfstraße, die verkehrshemmende Funktion der Öffnung der Oberbaumbrücke für den Autoverkehr, Verkehrsberuhigung in der Corinthstraße, die Neugestaltung der Kreuzung vor der Elsenbrücke und vieles mehr kam zur Sprache. Aber es war auch Resignation zu hören, die "da oben" würden ja doch nichts tun. Deshalb war die Aufforderung, sich gegen die nur aufs Auto orientierte Verkehrspolitik des Senats zu wehren, durchaus angebracht. Von den zuständigen Stellen wurde gefordert, vorher mit den betroffenen Bürgern zu reden, nicht erst, wenn es Protest gibt.

Was war von den anwesenden "Amtsvertretern" zu hören? Der Herr aus der Senatsverwaltung hatte sich offenbar nicht sehr gründlich mit der Verkehrslage in unserem Kiez vertraut gemacht, denn seine Antworten bleiben doch überwiegend allgemein, auf der "hohen Warte". Herr Ludwig vom Tiefbauamt des Bezirkes informierte sachlich, aufmerksam und auch selbstkritisch. Er griff den Vorschlag des Gesprächsleiters auf, mit Vertretern der Schulen und Kitas sowie interessierten Bürgern eine Kiezbegehung durchzuführen, um wenigstens an den besonderen Brennpunkten einvernehmlich nach Lösungen zu suchen. Auch die Polizei will mal öfter hinsehen, was begrüßt wurde, den fehlende Polizeipräsenz im Alltag kann ja an Personalmangel kaum liegen, wie das Massenaufgebot bei der Eröffnung der Oberbaumbrücke am 9.11. wohl deutlich genug bewies.

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung. Dem RuDi-Kiezladen ist zu danken und für die Fortsetzung der Reihe "Lokaltermin" Erfolg und immer ein volles Haus zu wünschen.
K. Hennig


Friedrichshainer Lokalnachrichten – Nr. 11 Dezember 1994

Totalsperrung der Warschauer Brücke ausgesetzt

Die ursprünglich geplante Totalsperrung der Warschauer Brücke wurde seitens der Senatsverkehrsverwaltung zurückgenommen. Mindestens je eine Fahrspur in jede Richtung wird für den Verkehr geöffnet bleiben. Grund - die Betroffenen im Stralauer Wohngebiet um die Corinth- und Modersohnstraße hatten protestiert. Darunter auch drei Schulen und drei Kitas - rund 1 100 Mädchen und Jungen im Vorschulalter sind die betroffenen. Bereits heute wird der zulässige Lärmpegel beispielsweise bei der 15. Grundschule weit überschritten. Eine Kiez-Arbeitsgruppe listet gegenwärtig die anfallenden Probleme auf - Senatsverwaltung für Verkehr und Tiefbauamt bekundeten Bereitschaft, sich der Sorgen anzunehmen und entsprechende Lösungen zu finden.


Berliner Abendblatt – 21.12.1994

Kurz & knapp
Winterwunschfilm

Die Flimmerkiste extra für kleine Leute. Am Donnerstag, dem 22. Dezember um 10 Uhr im Stralauer Kiezladen RuDi, Am Rudolfplatz 5.


Berliner Abendblatt – 14.12.1994

Tips & Termine in Friedrichshain

All That Jazz. Ein Filmmusical aus den USA von 1979. Der Film erzählt die Geschichte eines erfolgreichen Choreographen, der seine Ängste durch Arbeit verdrängt und schließlich stirbt: am Herzinfarkt, am Stress, an der modernen Welt. Am Mittwoch, dem 21. Dezember im Stralauer Kiezladen RuDi, Am Rudolfplatz 5.


Friedrichshainer Lokalnachrichten – Nr. 10 November 1994

Die Pflegeversicherung ist das Thema einer qualifizierten Beratung am 24. November , 19 Uhr, im Stralauer Kiezladen am Rudolfplatz 5.


Berliner Zeitung – 30.11.1994

Total-Sperrung ist nicht geplant
Trotz Bauarbeiten bleibt auf der Warschauer Brücke in jeder Richtung eine Fahrspur

Eltern, Schüler und Lehrer aus dem Kiez an der Warschauer Brücke sind beunruhigt, weil die angekündigte Sanierung und Sperrung der Warschauer Brücke das völlige Chaos auf ihre Straßen bringen würde. Die Senatsbauverwaltung plant nun jedoch, dass der Verkehr über die Brücke weiter fließt.

Drei Schulen und drei Kitas liegen in dem Kiez an der Corinth- und Modersohnstraße, also in unmittelbarer Nachbarschaft der Warschauer Brücke. Rund 1 100 Jungen und Mädchen müssen mehrmals täglich Straßen überqueren, die jetzt schon hoffnungslos überlastet sind. Weil Bauleute die völlige Sperrung der Warschauer Brücke und der Verkehrsumleitung über die Modersohnbrücke in Aussicht stellten, fürchteten vor allem Eltern, Erziehung und Anwohner, dass die Situation unerträglich wird. "Während der Bauarbeiten an der Brücke bleibt in jeder Richtung eine Fahrspur offen", teilte Udo Arndt, Mitarbeiter der Senatsverkehrsverwaltung, gestern mit. Die Modersohnbrücke müsse ohnehin wegen ihres maroden Zustandes gemieden werden. Sie steht als nächste Brücke zur Sanierung an. Anfang nächsten Jahres soll Baubeginn in der Warschauer Straße sein. Zwei bis drei Jahre wird die Brücken-Rekonstruktion dauern. Mit Pauken, Trompeten und Lampions gingen Kinder aus den drei Schulen dieser Tage auf die Straße und forderten Schutz vor Autolärm, Abgasen und der Gefahr, auf der Straße überfahren zu werden. Messungen des Umweltamtes im Bereich der 15. Grundschule haben bewiesen, dass der Lärmpegel bereits heute weit oberhalb der zulässigen Grenzwerte liegt. Viele konkrete Vorschläge von Eltern und Anwohnern zur Entschärfung der Verkehrssituation führten bisher zu keinem Erfolg. Gefordert werden nicht nur neue Ampelanlagen, sondern auch die Verlängerung der Grünphase. Sie ist oft zu kurz für Gruppen von Schülern. Die Disziplin der Autofahrer müsse mehr kontrolliert werden, denn trotz des Tempo-30-Gebots wird auf den Straßen im Kiez gerast. Jutta Michael, Leiterin der Kita am Markgrafendamm: "Wir bringen unsere Hortkinder früh in die Schule und holen sie mittags ab, weil es für sie angesichts vollgeparkter Gehwege zu gefährlich wäre."
Gegenwärtig bildet sich eine Arbeitsgruppe von Leuten aus dem Kiez und listet Probleme und Lösungsvorschläge auf. Senatsverkehrsverwaltung und Tiefbauamt erklärten gestern Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
Heide Schlebeck


Berliner Zeitung – 28.11.1994

Lampionumzug gegen Verkehrsplanung

Berlin - Gegen die vom Senat geplante Verkehrsführung über die Modersohnbrücke in Friedrichshain wenden sich Eltern und Kinder dreier Schulen und Kitas. Heute um 19 Uhr Lampionumzug mit Fanfaren.


Wochenblatt
Ausgabe: Mitte/Friedrichshain – 17.11.1994

Fotografie in der Ladengalerie

"Noheads" heißt die Ausstellung, die bis zum 2. Dezember im Stralauer Kiezladen "Rudi" (Rudolfplatz 5) zu sehen ist. Der Autodidakt Mike Auerbach hat schwarz-weiß Fots über die Skinhead-Szene gemacht, die seit mehr als 25 Jahren etabliert ist. Hier kann man lernen, dass Skinhead nicht gleich Skinhead ist. (Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, Eintritt frei.


Berliner Zeitung – 14.11.1994

Treptow
Medikamenteneinnahme:

Informationen rund um die richtige Einnahme von Pillen, Zäpfchen, Einreibungen und Tropfen gibt Apotheker Fischer heute um 18 Uhr im Stralauer Kiezladen am Rudolfplatz 5.


Friedrichshainer Lokalnachrichten – Nr. 19 Oktober 1994

Ein hoffnungsvoller Auftakt

... so kann man die offizielle Eröffnung des Stralauer Kiez-Landes RUDI guten Gewissens werten. Im Hofe des Grundstückes Rudolfplatz 5 und in den von den Mitabeitern des Kiez-Ladens in monatelanger mühevoller Arbeit hergerichteten Parterreräumen herrschte ein buntes Treiben - da schminkten sich Kinder gegenseitig unter sachkundiger Anleitung lustiger Masken, in einer anderen Hofecke unterstützten Mädchen und Jungen lautstark die "Ritterspiele auf Schloß Schreckenstein", andere wieder versuchten sich beim Basteln oder Zeichnen. Im langen Flur des Ladens eine Galerie eindrucksvoller "Bilder aus dem Kiez", gemalt oder gezeichnet von Schülern der Emanuel-Lasker-Realschule und der 15. Grundschule.
Am Abend Fanfarenklänge und natürlich ein Lampionumzug. Das vom Land Berlin unterstützte Projekt des Berlin-Brandenburgischen Bildungswerkes e. V. - wir berichteten bereits in der Vorbereitung darüber - will unter dem Slogan "Offen für alle Leute zwischen acht und achtzig" das kulturelle und sozialpädagogische Angebot im Stralauer Kiez mit seinen rund 7 000 Einwohnern, darunter sehr viele ältere Bürger, aber auch etwa 1 700 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, bereichern. Bereits im Oktober bietet die achtköpfige RUDI-Mannschaft ein reichhaltiges Programm - aber schon wird weitergedacht. Mit Hilfe von Fördergeldern öffentlicher und privater Sponsoren und unter direkter Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen ist die Einrichtung eines Kidskellers für 13-17jährige im Kiez-Laden vorgesehen. An der Emanuel-Lasker Realschule soll ein außerunterrichtlicher Schülerklub ins Leben gerufen werden, Materialien zur Kiezgeschichte und Kiezgeschichten werden erarbeitet. Also schon mit dem Startschuss zum Kiez-Laden RUDI werden weitere Ziele anvisiert. Man kann dem Vorhaben nur Glück und guten Zuspruch wünschen.


Berliner Abendblatt
Ausgabe: Mitte/Friedrichshain - 27.10.1994


Bunter Farbtupfer am Rudolfplatz
Der Kiezladen "Rudi" bringt Leben ins Viertel

Der Rudolfplatz im Bezirk Friedrichshain ist um einen Farbtupfer bunter geworden, seitdem der Stralauer Kiezladen "Rudi" für alle Interessierten zwischen acht und achtzig Jahren seine Tür geöffnet hat.
Da gibt es zwar einige, die bisher nur vorsichtig durch die Scheiben linsen, andere lesen bereits voll Interesse das angekündigte Programm, und die "ganz Mutigen" öffnen die Tür und treten ein. Sie sind jederzeit willkommen und es ist ganz sicher, wer sich erst einmal so richtig umgesehen und umgehört hat, der kommt auch wieder.
"Bei uns kann man Presseerzeugnisse lesen, Kaffee oder Cola trinken, Musik hören, Leute kennenlernen, von den vielen Freizeitangeboten Gebrauch machen oder auf Fragen des täglichen Lebens eine Antwort erhalten", bringt Hans-Jürgen Moder, einer der zehn Mitarbeiter des Kiezladens, das Programm von "Rudi" auf einen kurzen Nenner. Es beinhaltet jedoch noch weit mehr, und Projektleiter Bernd Gabler sowie seine Mitstreiter knobeln täglich noch neues Reizvolles aus.
150 Quadratmeter Fläche sind mit Förderung des Senats und des Berlin-Brandenburger Bildungswerkes anheimelnd gestaltet worden. Da entstand die Möglichkeit für Filmvorführungen, - es ist daran gedacht, jeden Mittwoch zum Kiezkino einzuladen - da gibt es eine gemütliche Ecke, in der man sich bei Beratungen zu Rentenfragen, Mietangelegenheiten oder anderen Problemen gleichzeitig etwas entspannen kann, da wartet eine schicke Küche, aus alt auf neu gemacht, nur darauf, dass man Vorschläge zur gesunden Lebensweise in die Praxis umsetzt, und schließlich strahlt der Vorderraum fast wienerischen Charme aus. Wer will, kann sich ab 7. November an jedem ersten Montag im Monat um 10 Uhr zum "Frühstück bei Rudi" einfinden. Speziell für Frauen ist ab 8. November an jedem zweiten Dienstag eine weitere Frühstücksrunde vorgesehen. "Dabei soll gleichzeitig jeweils ein bestimmtes Thema zur Debatte stehen", berichtet Mitarbeiterin Regine Lange. Sie will auch jeden Donnerstag ab 16 Uhr als Mittlerin für all diejenigen Zeit finden, die zum Beispiel mit dem Ausfüllen von Anträgen Schwierigkeiten haben. Eine sehr enge Verbindung besteht bereits zur 15. Grundschule sowie zur Realschule in der Corinthstraße. Noch in diesem Monat beginnt mit Schülern der Realschule eine Reihe "Tanz und Theater", in der nach Vorstellungen der Schüler gemeinsam eine Revue entstehen wird.
Schon vor Eröffnung des Kiezladens erarbeiteten Mitarbeiter außerdem mit Schüler von 8. und 9. Klassen ein Konzept zum Ausbau des riesigen Kellers unter dem Kiezladen. "Wir denken an einen Kids-Keller für 12- bis 17jährige, der in eigener Regie der Jugendlichen stehen könnte", erzählt Hans-Jürgen Moder und zeigt das Modell, das die Schüler gebaut haben. An ihm ist genau abzulesen, wie sie die Aufteilungen haben möchten. Da gibt es eine Sportecke, genügend Platz, um eine Disko zu veranstalten, eine Werkstatt für Fahrradreparaturen und vieles andere mehr. Der Wermutstropfen allerdings: Noch fehlt zur Verwirklichung das Geld, denn eine Heizung müsste eingebaut werden, die Elektroanlagen wie auch die Kellertreppe sind zu erneuern. Die Renovierungsarbeiten würden die Jugendlichen mit Eifer selbst übernehmen. Der Kiezladen ist montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Veranstaltungen in den Abendstunden werden angekündigt.


Das Bezirks Journal September 1994

Bald Kidskeller im Stralauer Kiezladen?
"Rudi" am Rudolfplatz/Partner von Schulen

Stralau ist um eine Freizeiteinrichtung reicher. Ende September stellte sich der Kiezladen "Rudi", Sitz am Rudolfplatz 5, mit Ritterspielen, altberliner Musik, einer Bastelstraße und einem abendlichen Lampionumzug seiner rasch etablierten Fan-Gemeinde vor. Träger des Projektes ist der Berlin-Brandenburger Bildungswerk e. V. Dort setzen sich Wissenschaftler, Publizisten, Kriminalisten, Künstler und Sozialarbeiter mit Jugendgewalt und Rechtsextremismus auseinander. Das Team des Kiezladens will Stralauer Bürgern nicht nur Partner für Alltagsprobleme sein, sondern auch Kultur- und Freizeitangebote unterbreiten. Besonders Kinder und Jugendliche sollen sich heimisch fühlen. So wird der Kidskeller für 13- bis 17jährige eingerichtet. Den umliegenden Schulen bietet der Kiezladen gute Partnerschaft an. Geöffnet ist montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, bei Abendveranstaltungen entsprechend länger.

Aus dem Oktober-Programm:
18.10., 15.00 Uhr Computer-Grafik für Einsteiger, 18.00 Uhr Tips und "Tricks" von der Steuerfachfau; 19.10., 10.00 Uhr Treff für Mütter/Väter mit Kindern (0 bis 3 Jahre), 17.00 Uhr Tanz und Theater, 20.30 Uhr Filmklub: "Ein mörderischer Sommer"; 20.10., 16.00 Uhr Beratung im Umgang mit Behörden, 15.00 Uhr Spielnachmittag für Kids; 24.10., 15.00 Uhr Spielnachmittag für Kids; 25.10., 10.00 Uhr Frauenfrühstück, 15.00 Uhr Seniorentreff.


Friedrichshainer Lokalnachrichten – Nr. 18 September 1994

RUDI ist da!

Mit einem Kiezfest für jung und alt öffnet am 29. September 1994 RUDI - der Stralauer Kiezladen - seine Pforten. Ab 14 Uhr läuft am Rudolfplatz 5 im Stadtbezirk Friedrichshain ein buntes Programm.
Zum Angebot gehören Ritterspiele auf Schloss Schreckenstein mit dem Straßen- und Hoftheater Ssälawih, Deftiges vom Grill und aus dem Räucherofen, die Original RUDI-Gurken und -Waffeln, Bastelstraße und Schminkecke sowie Tobeburg. Handgemachte Live-Musik kommt von der Zwing-Dschäss-Combination und Leiter-Lotte an der guten alten Drehorgel. In der Ladengalerie zeigen Schüler der Emanuel-Lasker Oberschule und der 15. Grundschule mit künstlerischen Arbeiten, wie sie ihren Kiez sehen. Höhepunkt des Eröffnungsfestes wird um 18 Uhr der Große Aufzug der Berliner Stadtfanfaren am Rudolfplatz für klein und groß sein.
Dieses vom Land Berlin und der Senatsverwaltung für Jugend und Familie unterstützte Projekt des Berlin-Brandenburger Bildungswerkes bietet den Bürgern im Stralauer Kiez Ratschlag für den Alltag sowie vielfältige Kultur- und Freizeitangebote. Das RUDI-Team will besonders Kindern und Jugendlichen ein guter Freund sein. Die Angebotspalette für sie reicht vom Kiezkino für die Kleinen bis zur geplanten Einrichtung eines Kids-Kellers für die 13-17jährigen. Eng arbeitet RUDI - der Stralauer Kiezladen - mit den benachbarten Schulen zusammen. So wurden mit der Emanuel-Lasker Oberschule Gestaltungsvorschläge für den Kids-Keller und ein Schulloge entwickelt. RUDI - der Stralauer Kiezladen - hat ab Oktober montags bis freitags von 10-17 Uhr, bei Abendveranstaltungen entsprechend länger geöffnet. Das Oktober-Programm wird in den Kiez-Einrichtungen und -Läden ausliegen.


Neues Deutschland – 28.09.1994

Mit einen Kiezfest für jung und alt öffnet am 29.9. RUDI - der Stralauer Kiezladen seine Pforte. Ab 14 Uhr läuft am Fridrichshainer Rudolfplatz 5 ein buntes Programm u.a. mit Theater, Musik, Bastelstraße und Tobeburg.


Neues Deutschland – 27.09.1994

Kiezladen "Rudi" öffnet seine Pforten

(ADN) "Rudi" heißt der Neue Kiezladen in Stralau, der am Donnerstag öffnet. Aus diesem Anlas läuft ab 14 Uhr am Rudolfplatz ein buntes Programm. Das Projekt bietet Ratschläge für den Alltag sowie vielfältige Kultur- und Freizeitangebote, darunter Kiez-Kino und Diskothek.
Geöffnet ist montags bis Freitag jeweils von 10-17 Uhr.


Stralauer Kietzblatt – Nr. 35 August 1994

Bald geht's los im "Kiezladen Rudi"

Nun ist es bald soweit: Am Donnerstag, dem 22. September 1994, soll die Eröffnungsfete für den Stralauer Kiezladen "Rudi" steigen. Mit Veranstaltungen den ganzen Tag über. Musik wird's geben und für die Jüngeren - für sie ist der Laden in erster Linie gedacht, aber das Motto dieser neuen kulturellen Einrichtung am Rudolfplatz lautet ja "Offen für alle zwischen acht und achtzig" - sind Bastelstraße und Zeichenwettbewerb und vieles andere vorgesehen.
Doch schon um den Schulbeginn herum, Anfang September, wird der Laden seine Türen offen halten. Bei Redaktionsschluss lag uns zwar der konkrete Zeitplan noch nicht vor, aber wir erfuhren, dass schon vor der offiziellen Eröffnung der Laden auf vollen Touren laufen soll. Vier Filmveranstaltungen sind eingeplant (je zwei für Kinder und für Erwachsene), auch die Beratungsstunden sollen im September beginnen. Es wird das "Frauenfrühstück" geben wie auch das "Arbeitslosenfrühstück"; der "Lokaltermin" (Untertitel: "Kommunalpolitik aus erster Hand") ist auch bereits anvisiert und wer sich für die Teilnahme an Kursen interessiert, sollte sich lieber schon auf den Weg machen, um sich konkret zu informieren. Vorgesehen sind zunächst: Der Speck muss weg (gesunde Ernährung und Bewegung), Nadel und Faden (Anfängerkurs Schneidern), Chic und gepflegt (Anfängerkurs Schminken, Frisieren, Kleiden) und Video-Clip (Anfängerkurs Videofilmen).
Mit dem "Rudi-Keller" ist es noch nicht ganz so weit, wie wohl ursprünglich geplant war; da sind erst noch einige Arbeiten an der Heizung auszuführen, ehe es an die Ausgestaltung gehen kann. Dann sollen die Kinder "ihren" Keller selbst mit gestalten können. Im "Kids-Keller" sind unter anderem folgende Programmpunkte geplant: "Musik und Videos aus der Konserve", "Quatschen und Schmatzen auf der Couch", "Billard und Gesellschaftsspiele", "Kleinreparaturen an Rädern und Krädern" sowie "Fitness und Krafttraining". Doch wie gesagt, damit wird's noch ein bisschen dauern, aber die anderen Veranstaltungen beginnen bereits ab September. Unser Rat: Selbst mal am Rudolfplatz 5 reinschauen und sich etwas aus dem reichhaltigen Programm aussuchen.
Hora


Berliner Morgenpost – 28.07.1994

Neuer Kiezladen hilft bei Miet- und Berufsfragen
"Rudi" bietet mehr als Freizeit und Beratung

"Rudi" will offen sein für alle in Stralau zwischen Ostkreuz und Osthafen. "Rudi" ist ein neuer Kiezladen am Rudolfplatz 5, in Friedrichshain, der am 25. August eröffnet wird. Dort soll ein Treffpunkt für Menschen jeden Alters entstehen, die sich unterhalten wollen, gemeinsam essen, arbeiten, musizieren, spielen oder lesen wollen. Acht ABM-Kräfte arbeiten seit Mai daran, den ehemaligen "Materialstützpunkt der kommunalen Wohnungsverwaltung" zu renovieren und einzurichten. Der Kiezladen ist ein Projekt des gemeinnützigen Berlin-Brandenburger Bildungswerkes e. V. Seine Finanzierung ist für drei Jahre durch die Senatsverwaltungen für Jugend und Familie sowie für Arbeit und Frauen gesichert. Dennoch hoffen die Mitarbeiter auf - steuerlich absetzbare - Spenden für Möbel, Bücher, Bastelarbeiten und die allgemeine Arbeit.
Die "Rudi"-Leute wollen den Besuchern auch Beratungen anbieten - zu Mieten, Berufswahl, Gesundheit oder Ernährung. In einer Geschichtswerkstatt können die Stralauer die Geschichte ihres Viertels erforschen. Die Zusammenarbeit mit den wenigen anderen Institutionen in Stralau ist den Mitarbeitern besonders wichtig. Mit der benachbarten Emanuel-Lasker Oberschule sind bereits Projekte geplant, z.B. ein gemeinsamer Schülerclub und die Gestaltung von Schul-T-Shirts.
Wer mitmachen will, ist willkommen: "An Ideen mangelt es nicht, höchstens an den Leuten, die sie umsetzen", so Projektmitarbeiter Hans-Jürgen Moder (45). Kontakt unter Tel. 441 74 70 und 441 74 71
Jochen Lang


Stralauer Kietzblatt – Nr. 34 Juni 1994

Gespannt auf den Kiezladen – Vielfältiges kulturelles Programm geplant

Am Rudolfplatz 5, im Erdgeschoss, wird gehämmert, gemalert, geschrubbt. Im Schaufenster ein schmuckloses Blatt: "Hier entsteht ein Kiezladen". Ein Kiezladen? Was soll das nun wieder sein? Neugierig geworden, schaue ich hinein. Zehn ABM-Kräfte wirken hier, von Haus aus Elektriker, Journalist, Schneider, Dramaturg ... An ihrer Spitze Projektleiter Bernd Gabler, ein junger Mann aus unserem Kiez, gelernter Maurer, später Formgestaltungsstudium Giebichenstein, dann, nach 1990, Ausbildung als PR-Berater. Dabei lernte er den Journalisten Hans-Jürgen Moder kennen, der nun auch hier mit ihm zusammenarbeitet.
Es wird ein Laden, in dem es zwar kaum etwas zu kaufen geben, in dem aber dennoch viel angeboten wird. Es soll eine Stätte werden, so vorwiegend junge Menschen, Kinde rund Jugendliche - aber natürlich sind auch ältere Bürger willkommen - zusammenkommen, spielen, lernen, sich unterhalten, bilden, kurz: ihre Freizeit selbst gestalten können. Eine Lesewerkstatt wie auch eine Schreibwerkstatt sind geplant, wo sich z. B. Interessenten für Schülerzeitungen treffen können. Eine Geschichtswerkstatt soll entstehen. Kiezgeschichten werden erzählt und aufgeschrieben, Umweltprobleme diskutiert, Projektunterricht der Schulen unterstützt. Selbstverständlich sind Arbeitsgemeinschaften vorgesehen, so für Basteln, Computer, Foto, Nähen Kosmetik, Video, Sport und Spiel. Ein Familienfest soll im Kiez steigen. Im "RUDI SNACK" steht das "Ladenfrühstück für Alleinerziehende, für Arbeitslose und sozial Benachteiligte" auf dem Programm, fürs "RUDI-CAFÈ sind Stichworte wie Ausstellungen, Billard, Bücher und Begegnungen zu nennen. Ein Keller soll mit Hilfe der Kinder selbst ausgebaut und ausgestaltet werden. Die unermüdlichen Akteure sind bemüht, dass der Kiezladen, kurz "RUDI" genannt, zu Beginn des Schuljahres 1994/95 eröffnet werden kann. Doch bleibt noch allerhand zu tun bis dahin.
Getragen wird das Ganze vom Berlin-Brandenburger Bildungswerk e. V., gefördert vom Land Berlin, unterstützt von der Senatsverwaltung für Jugend und Sport. Zumal jetzt, nachdem auch das Literaturcafè an der Ecke Markgrafendamm/Persiusstraße sein Leben ausgehaucht hat, kann der Kiezladen "RUDI" mit seinem vielfältigen kulturellen Angebot und auch mit der Absicht, für individuelle Beratungen zur Verfügung zu stehen, das Leben in unserm Stralauer Kiez bereichern. Gewiss bietet sich auch die Gelegenheit, mit vorhandenen Einrichtungen und Aktivitäten - z. B. mit der Elterninitiative "Rudi" oder den Senioren-Klubs - zu kooperieren. Seien wir also gespannt auf den Tag im Spätsommer, wenn der Kiezladen seinen selbstgewählten Slogan verwirklicht: "Offen für alle zwischen 8 und 80".
Hora


Ein Kiezladen erzählt
Wie aus einem Leerstandsobjekt RuDi – der Stralauer Kiezladen wurde

Ich bin schon alt, um nicht zu sagen, uralt. Ich bestehe schon seit der Jahrhundertwende und befinde mich im Stralauer Kiez. Genauer gesagt, am Rudolfplatz 5. Was ich alles erlebt habe, würde ein ganzes Buch füllen.
Es gab für mich gute und schlechten Zeiten. Wobei die schlechten Zeiten überwiegen, denn oftmals wollte mich keiner haben. Am schlimmsten war es nach dem Krieg. Keiner wusste, wie es weiter geht, ich auch nicht. Aber dann wurde ich doch wieder gebraucht, und so ging es mit mir bergauf und bergab.
Ich stand schon lange mal leer rum und war total heruntergekommen. Meine Fenster und Türen waren defekt oder verrottet. Ich dachte nur, das ist das Aus für mich. Womit hatte ich das verdient? Leute, die vorbeiliefen, würdigten mich keines Blickes mehr. Auf einmal, wie im Märchen, ging die Tür auf und ein Sonnenstrahl lugte herein und hinter ihm kamen Menschen. Sie redeten viel und begutachteten mich genau. Ich war ganz leise und knarrte nicht mal mit den Dielen. Sie sagten nur, das kriegen wir schon wieder hin, und verließen mich. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Was würde aus mir werden? Also habe ich erst einmal gewartet. Aber das dauerte nicht lange, dann kamen viele Leute zu mir. Die netten Frauen und Männer putzten und schrubbten mich von vorne bis hinten, von oben bis unten. Meine Fenster strahlten mit der Sonne um die Wette. In mühevoller Arbeit wurde ich so schön gemacht , wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen war. Meine Verjüngungskur dauerte von Mai bis September. Dann wurde ich noch auf den Namen "RuDi" getauft, weil ich am Rudolfplatz liege, der seinen Namen von dem Ritter Rudolph von Ystralow hat, dem Namensgeber für den Kiez.
Am 29. September 1994 durften mich dann alle Leute erstmals in neuer Schönheit bewundern. Mir zu Ehren gab es ein Riesenhoffest und einen Lampionumzug mit den Berliner Stadtfanfaren, wie ihn der Kiez noch nicht gesehen hatte. Die vielen Gäste waren begeistert. Und auch meine neuen Mieter waren ganz stolz. Nach erzwungener Arbeitslosigkeit bietet sich ihnen wieder eine Perspektive. Und obwohl sie aus ganz verschiedenen Berufen kommen, sehr unterschiedliche Biographien haben, eint sie ihre neue Aufgabe - da zu sein für die Menschen im Kiez, zu helfen, wo es geht.
RuDi - der Stralauer Kiezladen ist offen für alle zwischen acht und achtzig. Jeder ist hier willkommen - ob junge Mütter mit ihren Kleinkindern oder ältere Menschen, die bei Kaffee, Kuchen und Musik einfach zusammensein wollen. Frauen besprechen beim Frühstück ihre speziellen Probleme. Beim RuDi-Lokaltermin geht es um Fragen wie Arbeitsplätze oder Verkehrssicherheit im Kiez, die allen Stralauern unter den Nägeln brennen. Den RuDi-Ratschlag gibt es zu Themen wie Rente und Pflegeversicherung, Steuern und Gesundheit. Wer schneidern oder stricken will, ist bei uns genau richtig. In meiner kleinen Galerie stellen kleine und große Künstler aus dem Kiez aus. Hier spielt die Musike beim "Konzert im Kiez". Regen Zuspruch findet unser Kino im Kiez. Besonders kümmern sich meine neuen Freunde um die Kinder und Jugendlichen. In meinen Räumen können sie nach Herzenslust lesen, basteln, malen, spielen, Schularbeiten erledigen oder einfach auch nur rumhängen. Vom Foto/Videotreff bis zum Jazzdance oder Jugendfilm reicht die Palette.
Die Schüler und Lehrer der beiden benachbarten Schulen gehen bei uns aus und ein. Gemeinsam wurden ein Projekt für einen Kidskeller im Kiezladen und ein Schullogo entworfen. Monatlich entsteht im RuDi mit Schülern ELOriginal, die Schülerzeitung der Emanuel-Lasker Oberschule. RuDi machte sich für einen Schülerklub stark. Im Frühjahr wird er öffnen. Zufrieden sind meine Mitarbeiter deswegen noch lange nicht. Zu viele Leute gehen noch einfach am RuDi vorbei oder gucken nur neugierig durch die Scheibe. Die Hemmschwelle ist für manche noch zu hoch.
Ständig macht das RuDi-Team neue Angebote. Demnächst verwandelt sich der große Ladenkeller in einer Werkstatt für Jugendliche. Es wird Begegnungen von Schüler aus Stralau und Kreuzberg geben. Ein Projekt, das alt und jung zusammenführen soll, ist in Arbeit und manches mehr. Nun aber genug der Rede. Vielleicht habe ich diesen oder jenen neugierig gemacht? Dann kommt einfach vorbei. Ich mag's, wenn der Laden proppenvoll ist.
(erzählt von Liane Pietruska)