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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

Donnerstagsbrief

Herr Zöllner schrieb uns einen Brief, den die Redaktion Kultstral gern an unsere interessierten Leser weiterreicht.

24.01.2013

Sehr geehrte Damen und Herren,

nicht einmal 17 Prozent der Abgänger aus dem Hartz-IV-System hatten im vergangenen Jahr einen neuen Job vorzuweisen. Damit ist die Quote trotz guter Konjunktur rückläufig. Das berichtet heute das „Neue Deutschland" in seiner Tagesausgabe.

Wenn vom deutschen Jobwunder die Rede ist, wird auch auf die sinkenden Zahlen Hartz IV-Betroffener verwiesen. Doch eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag brachte nun ans Licht: Lediglich 16,4 Prozent aller erwerbslosen Hartz-IV-Bezieher, die 2012 ihre Arbeitslosigkeit beendeten, hatten tatsächlich einen neuen Job gefunden. Zum Vergleich: Im Jahre 2007 gelang noch 19,6 Prozent der Betroffenen der Wechsel auf den ersten Arbeitsmarkt.

Bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) kennt man die Zahlen. Eine Sprecherin der Behörde betonte gegenüber dieser Zeitung, »dass Übergänge in den Arbeitsmarkt dem Konjunkturverlauf folgen«. Allerdings bleibt dann unklar, warum die Zahlen für das Boomjahr 2012 schlechter ausfielen als im Jahr 2007. »Die Lage am Arbeitsmarkt ist für Langzeitarbeitslose nach wie vor höchst dramatisch«, weiß die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann. Deutlichstes Indiz: »Nur bei rund jedem sechstem Hartz-IV-Bezieher ist der Grund der Beendigung der Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt«, sagte Zimmermann am Dienstag dem »nd«.

Ein Blick auf die Zahlen des vergangenen Jahres bestätigen dies. Die weitaus größte Abgängergruppe stellten mit knapp 30 Prozent jene, die arbeitsunfähig geworden waren. Insgesamt 1,34 Millionen dieser Abgänge konnten verzeichnet werden. Allerdings waren viele nur zeitlich begrenzt. Schließlich zählte man darunter auch Personen, die sich etwa das Bein gebrochen hatten oder einfach nur erkältet waren. Wer krank ist, steht dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und fällt so aus der Statistik. Interessant auch: Im Jahre 2007 lag die Abgängerquote hier nur bei knapp 20 Prozent.

Wesentlich besser ist die Lage für Arbeitslose aus dem Rechtskreis SGB III. Also jene, die noch im ersten Jahr ihrer Erwerbslosigkeit sind. Mehr als 45 Prozent der Abgänge erfolgten im vergangenen Jahr, weil die Betroffenen Arbeit gefunden hatten.

Die Gründe liegen auf der Hand: »Diese Arbeitslosen sind einfach arbeitsmarktnäher und im Regelfall auch besser qualifiziert«, so die BA-Sprecherin. Während derzeit 23,9 Prozent der Arbeitslosen im SGB III keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, sind es im SGB II beinahe 52 Prozent.

Angesichts dieser Zahlen kritisiert Zimmermann, dass die Bundesregierung die arbeitsmarktpolitischen Mittel für Unterstützungsleistungen im Bereich Hartz IV weiter kürzt. Zudem dürfe Schwarz-Gelb die Situation am Arbeitsmarkt für Hartz-IV-Empfänger nicht länger schön reden. »Eine Konzentration nur auf leicht Vermittelbare und den Rest seinem Schicksal zu überlassen, ist mehr als unsozial.«

Ohnehin sind die Hartz IV-Statistiken für Laien nur schwer durchschaubar. Von den rund sechs Millionen Hartz IV-Beziehern gelten lediglich 4,3 Millionen als »arbeitsfähig«. Jedoch sind nur 1,92 Millionen von ihnen arbeitslos. Die anderen sind entweder zu alt oder zu krank. Auch alleinerziehende Mütter gelten oft als unvermittelbar. Der Rest ist nicht zu faul, sondern zu jung. Derzeit sind etwa 1,7 Millionen Kinder auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen.

Mit freundlichen Grüßen
Detlef Zöllner


„Herr Zöllner, greift ein" ...

Sehr geehrte Damen und Herren,

... „Übergriffe in Bus und Bahn? Randalierende Fahrgäste trotz Kamera? Kaputte und beschmierte Wagen? – Alles wird besser, denn wir haben jetzt ein unerschöpfliches Arsenal an Billig-Arbeitskräften: Man nehme einen HartzIV-Bezieher und stecke ihn in einen AGH-Lehrgang. Dort lernt er unter anderem, wie man sich in der Öffentlichkeit bewegt und beruhigend auf renitente Fahrgäste einwirkt. Dass viele Fahrgäste gar nicht aufmucken würden, wenn man bürgerfreundliche Fahrpreise und überschaubare Tarife hätte, wird nicht erwähnt, aber das ist auch nicht die Hauptsache. Hauptsache ist, dass ein Ventil vorhanden ist und das Ventil heißt „Mobilitäts-Service". Diese Mitarbeiter dürfen sechs Stunden täglich mit Bus oder Straßenbahn fahren, sich beleidigen und anpöbeln lassen und geraten vielleicht auch mal in eine Schlägerei, wenn sie Pech haben. Und Pech haben kann man zu jeder Tageszeit. Dafür gibt es ein sogenanntes Deeskalationstraining: Abstand halten, beruhigend einwirken und immer lächeln. Wenn es wirklich eng wird, dann zückt man sein Diensthandy und ruft Hilfe, vorausgesetzt, der Angreifer lässt das arme Würstchen in Uniform auch in aller Gemütsruhe telefonieren und wartet dann ab bis die Polizei mit dem erhobenen Zeigefinger kommt" ...

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http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-wer-keine-pruegel-mag-wird-sanktioniert-9001316.php

Es war ein sonniger Wintertag, als ich am vergangenen Dienstag mit der Metrolinie der Tram M10 vom Haltepunkt Warschauer Straße nach Hause fahren wollte. Eine Gruppe von sieben Schulkindern tobte an der Straßenbahnhaltestelle herum und spielte „ Sich gegenseitig auf die Tramschienen schupsen". Keine der anwesenden Fahrgäste nahm davon Notiz, obwohl die Abfahrtszeit der Straßenbahn bereits seit einigen Minuten verstrichen war. Da musste ich erst die Jungen ermahnen, von ihrer Schupserei auf die Schienen abzusehen, ehe wir endlich mit der Tram abfahren konnten.

Eine Straßenbahnstation weiter stieg ein junger Mann in die Tram, der gerade dabei war, seinen saftigen Döner zu essen. Der Tramfahrer wurde ungehalten und forderte den jungen Mann auf, die Straßenbahn zu verlassen, da der Genuss von Speisen in den Verkehrsmitteln der BVG verboten ist. Der junge Mann wurde aber frech und pöbelte sofort die anderen Fahrgäste an, die sich empört über dessen ungebührliches Verhalten äußerten. Ohne Erfolg – die Tram rührte sich nicht vom Fleck. Beherzt forderte ich den jungen Schnösel auf, sofort auszusteigen, um die Weiterfahrt der Straßenbahn im Berufsverkehr durch sein ungebührliches Verhalten nicht noch weiter hinauszuzögern. Der reagierte mir gegenüber sofort provozierend und drohte mir Schläge an. Unbeeindruckt stand ich auf und bugsierte ihn entschlossen mit dem Polizeigriff aus der Straßenbahn. Eine Anzeige bei der Polizei wollte er dann nicht mehr erstatten und bat kleinlaut um Entschuldigung. Die Straßenbahn konnte mit fünfminütiger Verspätung ihre Fahrt fortsetzen. Alle Fahrgäste applaudierten mir für meine Tat und mein bürgerliches Engagement zu. Wieder einmal eine gute Tat vollbracht!

Mit freundlichen Grüßen

Detlef Zöllner

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